Reverse Engineering

Bei der vergleichenden Produktanalyse - auch Reverse Engineering genannt - werden Produkte oder Leistungen der Konkurrenz erworben und auf ihre Zusammensetzung bzw. Eigenarten untersucht. Die Zielsetzung ist, unter der Berücksichtigung der Ergebnisse eigene, bessere oder kostengünstigere Produkte oder Leistungen anzubieten. 

Ausgehend vom fertigen Produkt werden durch die Analyse der einzelnen Komponenten Rückschlüsse auf die verwendeten Verfahren und Rohstoffe, die Produktionsverfahren, die Kapazität der eingesetzten Maschinen, den Innovationsgrad oder Informationen über die Infrastruktur des Produktionsstandorts gezogen.

Weitere Daten wie der Rohstoff‐ und Energiebedarf der einzelnen Produktionen, Anlagenauslastungen, der Umfang von Instandhaltung und Ersatzinvestitionen, Vertriebskosten und F&E‐Aufwand können durch verfahrenstechnische Berechnungen oder Informationsrecherche gewonnen werden. Letztlich werden so alle Informationen zur Ermittlung der Herstellungskosten und der Hauptkonkurrenten zugänglich.

Definition Reverse Engineering

Beim Reverse‐Engineering werden die Konkurrenzprodukte zerlegt und funktional überprüft.Alle Teile werden danach vermessen, gewogen, kalkuliert und mit Hinweisen bezüglich Kosten, Gewicht, Material, Toleranzen etc. versehen. In gleicher Form werden weitere Fremdprodukte sowie eventuell existierende Eigenerzeugnisse behandelt.

Anhand der Analyse werden nun Vergleiche in Bezug auf die ausgewählte Materialart, das Bearbeitungsverfahren etc. angestellt. Lassen sich zwischen den zu vergleichenden Produkten wesentliche funktionale Unterschiede feststellen, so ist abzuklären, ob ein dadurch entstehender Mehraufwand angemessene Funktionsverbesserungen erzeugt oder ein Minderaufwand keine übermäßige Verschlechterung mit sich bringt. Reverse Engineering kann als Bestandteil des Benchmarkings angesehen werden. 

Diese Methode ist bei folgenden Fragestellungen anzuwenden:

  • Wie sieht der aktuelle technische Entwicklungsstand bei der Konkurrenz aus?
  • Mit welchen Kostenanteilen müssen diese kalkulieren?
  • Auf welche Lösungsansätze setzt die Konkurrenz bei einem uns bekannten Problem?

Vorteile des Reverse Engineerings

Das Reverse Engineering führt zu einer erheblichen Einsparung bei der eigenen Entwicklungsarbeit. Zudem ermöglicht es die genaue Kenntnis des Marktes und des Abstandes zur Konkurrenz. Es deckt Informationsdefizite auf und ermöglicht durch die geschickte Kombination und Variation bekannter Lösungsansätze die Entwicklung von neuen Ideen.

Nachteile des Reverse Engineerings

Ein zu starker Fokus auf Wettbewerberprodukte schränkt die Kreativität der Ideenfindung ein. Zudem sind je nach Produkt und Prüfanforderung der Aufwand und die damit verbundenen Kosten teilweise erheblich.

Tools und Software 

Ein geeignetes Tool zur Erfassung der einzelnen Bestandteile ist Go-Bench eine Benchmarking Software von indec. Dabei werden die einzelnen Bauteile zu Gruppen zusammengefasst und den eigenen Baugruppen gegenübergestellt. Diverse integrierte Analysetools ermöglichen den direkten Vergleich mit dem eigenen Unternehmen. 

reverse engineering benchmarking

Einsatzbeispiel 

Ein interessantes Beispiel liefert GM. Das General Motors Competitive Benchmarking Team verwendet Blaulichtscanner um 3D-Bilder zu erstellen. Die Scans werden dann mit den eigenen GM-Designs verglichen.

Quelle: gmauthority.com

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